Bewusstsein

Bewusstsein (frühnhd. bewisst, „genau kennen, wissen“; lat. conscientia, „Mitwissen“; eng. consciousness, awareness; griech. συνείδησις syneidesis, „Miterscheinung“, „Mitbild“, „Mitwissen“, συναίσθησις, synaisthesis, „Mitwahrnehmung“ und φρόνησις, phronesis von φρονεῖν, phronein, „bei Sinnen sein, denken“; skrt. चित् Chit) beruht nach Rudolf Steiner nicht darauf, „daß ein Wesen auf eine Wirkung eine gewisse Gegenwirkung zeigt, sondern daß das Wesen in seinem Innern etwas erlebt, was zu der bloßen Gegenwirkung als ein Neues hinzukommt.“ (Lit.:GA 13, S. 59f) Das Bewusstsein entfaltet und entwickelt sich nach anthroposophischer Auffassung in einer Folge von sieben Bewusstseinsstufen, von denen unser gegenwärtiges irdisches Wachbewusstsein die vierte und mittlere Stufe darstellt. Sinkt das Bewusstsein unter das Niveau des Traumbewusstseins ab, spricht man gemeinhin von einem Zustand der Bewusstlosigkeit. Dennoch sind auch hier noch dumpfe Grade des Bewusstseins vorhanden.

Folgende sieben Bewusstseinsstufen werden in der Anthroposophie unterschieden:

Trancebewusstsein, Allbewusstsein (Alter Saturn)
Schlaf-Bewusstsein, traumloses Bewusstsein (Alte Sonne)
Bilderbewusstsein, Traumbewusstsein (Alter Mond)
Wachbewusstsein, Gegenstandsbewusstsein, Ich-Bewusstsein (Erde)
Psychisches Bewusstsein, bewusstes Bilderbewusstsein, Imagination (Neuer Jupiter)
Überpsychisches Bewusstsein, bewusstes Schlafbewusstsein, Inspiration (Neue Venus)
Spirituelles Bewusstsein, bewusstes Allbewusstsein, Intuition (Vulkan)

Daran werden sich laut Rudolf Steiner noch weitere fünf Bewusstseinsstufen anschließen, über die aber heute noch nicht gesprochen werden kann. Insgesamt gibt es also zwölf Bewusstseinsstufen.

„Nach der Vulkanstufe wird ja auch der Mensch sich noch weiter entwickeln und dann noch höhere Bewußtseinsstufen erklimmen. Wie das äußere Auge in nebelgraue Ferne, blickt das innere Auge des Sehers in Geisterweite auf noch fünf Bewußtseinsformen, von denen aber eine Beschreibung ganz unmöglich ist. Es kann also im ganzen von zwölf Bewußtseinsstufen die Rede sein.“ (Lit.:GA 11, S. 161)

Quellennachweis/Literaturhinweise::

– Karl Fortlage: Acht psychologische Vorträge, Jena 1869 archive.org
– Emil du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens, 1872, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: Vorträge über Philosophie und   Gesellschaft, Hamburg, Meiner, 1974.
– Jean-Pierre Changeux: Der neuronale Mensch. Wie die Seele funktioniert – die Entdeckungen der neuen Gehirnforschung, Rowohlt-Verlag 1984, ISBN 978-3498008659
– Niklas Luhmann: Die Autopoesis des Bewußtseins, in: Soziale Welt 36. Jahrg., Heft 4, 1985, S. 402–466 JSTOR 40877451
 Ernst Pöppel (Hrsg.): Gehirn und Bewusstsein, Wiley Verlag Chemie 1989, ISBN 978-3527279012